der bajazzo 2023

maria bovensmann

Noch sehr jung, aber nicht nur bei uns erfolgreich: Auftritte von Dortmund bis Köln, erster Preis im Wettbewerb Jugend musiziert 2023. Die Cellistin Maria Bovensmann setzt schon früh Maßstäbe.

Die Laudatio

Cello und Birken

Kann man von Talent sprechen, wenn ein Mensch etwas tut, für das er geboren ist? Und was ist in diesem Zusammenhang ein „Ausnahmetalent“, als das Maria Bovensmann in den Medien bezeichnet wird? 

Sie ist gerade einmal 18 Jahre alt. Kommt aus einer ethnisch vielfältigen Familie, in der Musik im Genom verankert zu sein scheint: Ihre Mutter war Mitglied des Bachchors und spielt Geige. Ihre Schwester ebenso. Ihre Brüder sind acht und drei Jahre alt und bereits an Schlagzeug und Cello zu erleben. 

Maria Bovensmann ist in Anbetracht ihres Alters zweifelsohne das, was man eine große Begabung nennt. Das lässt sich an den Auszeichnungen festmachen, mit denen die Fachwelt der Eindringlichkeit ihrer Interpretationen Tribut zollt. Doch Juryentscheidungen sind, so gerechtfertigt sie auch sein mögen, immer der kleinste gemeinsame Nenner persönlicher Sichtweisen. Sie basieren auf Wertmaßstäben, festgelegten Standards und tradierten Normen. Kurz: auf Vergleichen. Tief in uns wissen wir: Der Vergleich ist ein Behelfsmittel. Im ersten Moment schmeichelt er. Doch letztlich trägt er die Entwertung des oder der einzelnen in sich. 

Maria Bovensmann verdient es, nicht in Zusammenhang gesehen, sondern für sich betrachtet zu werden. Denn was sie uns mit der Handhabung ihres Instruments vermittelt, rührt an Grundfesten unseres Individualitätsverständnisses. Es scheint ihr ganz selbstverständlich zu sein, uns hören zu lassen, das mit herkömmlicher Notenschrift nicht dingfest zu machen ist. 

Was das ist, lässt sich schwer in Worte fassen. Ein wenig erinnert das Dilemma, etwas definieren zu wollen, das in tieferen Schichten unseres Empfindungsspektrums stattfindet, an Kurt Tucholskys kleines Essay „Was tun die Birken?“ Ja, was tun die weißstämmigen Gewächse mit ihren Blättern, wenn sie von der Sonne gestreift werden? Glitzern sie, glimmen sie, flirren sie? „Ich werde dahingehen und es nicht gesagt haben“, lautet Tucholskys Fazit.

Maria Bovensmann spielt Cello mit bewundernswerter Fertigkeit. Und es gibt in ihren Darbietungen Momente, da scheint sie eins zu sein mit ihrem Instrument. So eins, wie wir uns manchmal wünschen, eins zu sein mit jemandem oder mit etwas. Halt zu haben auf dieser Welt. Und in dieser Welt. 

Sie führt uns ohne Solisten-Attitüde, die der Musikmarkt jungen Musiker*innen aufzwingt, unsere Sehnsucht nach inniger Hingabe an ­etwas so Immaterielles wie Musik vor Augen. Wir lernen von Maria Bovensmann, was es heißt, sich unserer natürlichen Bestimmung zu stellen und sich ihr zu überlassen. 

Nicht, dass Maria Bovensmann ein außer­ordentliches Talent ist, soll mit dem ­Bajazzo 2023 zum Ausdruck gebracht werden, ­sondern, wie sie es ist. Mit den Prägungen, für die sie nichts kann. Mit den Fertigkeiten, die sie sich erworben hat. Mit dem tiefen Vertrauen zu sich selbst. 

Info

  • 2005 geboren in Dortmund
  • Studium (Cello) an der Musikschule Dortmund
  • Maria hat den 1. Preis im Wettbewerb Jugend musiziert 2023, Altersgruppe 5, mit einem ­Celloquartett erzielt
  • Auftritte am Konzerthaus und Theater Dortmund, der Kölner Philharmonie, dem Dietrich-Keuning-Haus, dem Orchesterzentrum, dem Fritz-Henßler-Haus, bei DortBunt, in der Auslandsgesellschaft, im Theater am Ostwall, in der Reinoldi­kirche.

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