Die Akademie für Gesang NRW versteht sich als ein Zentrum für Förderung junger Stimmen. Der Schwerpunkt liegt auf der klassischen Ausbildung. Dabei wird die jahrhundertealte Tradition des Chorgesangs zum Fundament des Repertoires, das ergänzende Projekte sukzessive in verschiedene stilistische und ästhetische Richtungen erweitert. Bei der musikalische Ausbildung legt die Akademie besonderen Wert auf die individuelle Entfaltung der Kinder und Jugendlichen. Der „klassische“ Weg führt von der Kollektivbildung zur Einzelförderung. Der Notwendigkeit, die eigenen künstlerischen Potentiale zu erkennen und gemeinschaftliche Kreativerfahrungen zu machen, trägt die Akademie sowohl konzertant als auch darstellerisch Rechnung, etwa mit szenischen Projekten wie „Am Himmel geht ein Fenster auf“ oder „Brundibar“.

Die Liste der Namen jener Künstler*innen, Klangkörper und Institutionen, mit denen die künstlerische Leitung der Akademie für Gesang NRW bereits zusammengearbeitet hat, liest sich wie das „Who is who“ des internationalen Musiklebens: Zubin Mehta, Yannick Nézet-Séguin, Teodor Currentzis, Sylvain Cambreling, Thomas Hengelbrock, namhafte Orchesterformationen in Europa und Asien, große Opern- und Konzerthäuser in ganz Deutschland und im Ausland.

Beim Deutschen Chorwettbewerb im Juni 2023 konnten sich die Chorformationen der Akademie für Gesang NRW gleich zweimal über erste Plätze freuen. Bereits 2022 wurde die profunde Aufbauarbeit von Narae Joung-Davutović und Željo Davutović mit drei ersten und zwei Sonderpreisen beim Wettbewerb „Jugend singt“ in Bochum und mit dem Sonderpreis „für herausragende Darbietung“ beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ belohnt. 

Die Corona-Pandemie ist für uns alle eine Zäsur gewesen. Bei allen Bemühungen der Verantwortlichen, die Lebensgefahr zu bannen und die Einschränkungen so kurz wie möglich zu halten: An der Wirtschaft ist sie so wenig spurlos vorbeigegangen wie an unserem sozialen Gefüge. Das zeitweise Erliegen des öffentlichen Lebens hat auch auf die Kulturszene gravierende Auswirkungen. In unserem Nachbarland Österreich belegt eine Studie vom April 2023: Die Bereiche Konzert und ­Musiktheater haben längerfristig mit reduziertem Publikumsinteresse zu kämpfen. Der Schwund des Stammpublikums, für das traditionsbasierte kulturelle Darreichungsformen zum Selbstverständnis gehören, wird von nachfolgenden Generationen, die sich von anderen künstlerischen Ausdrucksformen angesprochen fühlen, nicht aufgefangen.

Das ist kein Grund für Unkenrufe, Lamenti über kulturellen Verfall und Untergangsszenarien. Vielmehr ist die aktuelle demografische Verschiebung in der Bevölkerungsstruktur eine Aufforderung, dem facettenreichen Kulturbedürfnis unserer diversen Gemeinschaft Rechnung zu tragen. 

Die Akademie für Gesang NRW hat damit längst begonnen. Sie verbindet Traditions­bewusstsein in der musikalischen Früh­er­ziehung mit der Förderung individueller Begabungen. Ausverkaufte Konzerte der Akademie für Gesang NRW im Konzerthaus Berlin am 08. Juli 2023 und im Konzerthaus Dortmund am 26. August 2023 sind Beleg für die neue Aufbruchstimmung.

Für mehr als 1.000 Kinder und Jugendliche war die Akademie bislang ein Forum, sich in kreativem Miteinander selbst zu finden. Sie ermöglicht den Beteiligten kollektive Kunsterfahrung. Und sie gibt uns die Möglichkeit, die Schönheit des Chorgesangs zu genießen.