Es gibt kaum ein Foto von ihm, auf dem er nicht lacht. Es sei denn, er hat sein Instrument gerade an den Lippen. Doch selbst dann ist da noch ein Lächeln in den Augenwinkeln. Rainer „Glen“ Buschmann ist aus dem Dortmunder Kulturbewusstsein nicht wegzudenken. Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte er in der Ruhrmetropole eine Szene für jene musikalische Ausdrucksform, die im untergegangenen „Dritten Reich“ als „die Wehrkraft des deutschen Volkskörpers zersetzend“ galt. Der „Hot Club Dortmund“ war nicht zuletzt durch die regelmäßigen Auftritte der Brüder Buschmann ein kulturelles Zentrum in einer Stadt, deren Bild Kriegsschäden prägten.

Buschmann war getrieben von seiner Neugier, die ihn bis zu seinem Tod 1995 stets am künstlerischen Puls musikalischer Entwicklung bleiben ließ, und bestimmt von seiner Art, musikalische Dinge nicht so eng zu sehen. Neben Klarinette und Saxophon spielte er meisterhaft Cembalo und war zwischen 1958 und 1962 Dirigent des Kammerorchesters Dortmund. 1963 bis 1992 leitete er die Musikschule Dortmund, begründete die Jazzakademie Remscheid und lehrte Saxophon an der Musikhochschule Köln. Sein „JugendJazzOrchester“ tourte weltweit.

Es war eine logische Konsequenz, die Jazz-Abteilung der Musikschule Dortmund nach dieser einzigartigen Persönlichkeit zu benennen. Und ihr damit ein lebendiges Denkmal zu setzen.

Noch wichtiger aber als Denkmäler zu errichten, ist es, den Freigeist Glen Buschmanns zu bewahren. Zum Jazz gehört langer Atem. Nicht nur wenn man ein Blasinstrument spielt. Denn Jazz ist weit mehr als eine musikalische Ausdrucksform. Jazz ist ein Lebensgefühl. Jazz setzt die Bereitschaft seiner Interpret*innen voraus, seismografisch aufeinander und auf die jeweilige Aufführungssituation zu reagieren. 

Das „Domicil“ in Dortmund, die „Monday Night Session“, das soziokulturelle Projekt „Play Your Own Thing“ – Dortmund ist traditionell ein zen­traler Treffpunkt junger Jazz-Musiker*innen. Die Glen Buschmann Akademie unterhält von der Ruhrmetropole aus ein weitgespanntes und dicht geknüpftes Netzwerk von Kooperativen und Partnerstädten, die den künstlerischen Austausch von improvisierenden Musiker*innen auf der ganzen Welt möglich machen.  

Die Glen Buschmann Akademie kann von sich mit Fug und Recht behaupten, eine Kaderschmiede der aktuellen Jazzlandschaft zu sein. Auch wenn „Durchstarter*innen“, wie aktuell etwa Jakob Hain, medial meist den Städten zugerechnet werden, in denen sie gerade leben, viele heute renommierte Solist*innen haben ihre Ausbildung in Dortmund absolviert. Und dort den Geist von Glen Buschmann geatmet. 

Die „Youth Masterclass“ der Glen Buschmann Jazz Akademie wurde Ende 2021 vor dem Hintergrund des Wegfalls von sehr wichtigen Erfahrungswerten für junge Musiker*innen während der „Coronazeit“ neu ins Leben ­gerufen. Es sollte jungen Musiker*innen helfen, die durch die Pandemie beeinträchtigte, sehr wichtige Entwicklungsphase ab etwa dem 12. Lebensjahr in kurzer Zeit nachzuholen bzw. intensiv zu kompensieren. Dies ist mehr als gelungen. Die Glen Buschmann Jazz Akademie, in Zusammenwirken mit dem domicil Dortmund, stellt vier der möglichen sieben Preisträger*innen der „Werner ­Richard –
Dr. Carl Dörken Stiftung“ in NRW und ­unterstreicht damit die führende Stellung im ­Bereich ­„Jugendausbildung-Jazz“ für die Stadt Dortmund in NRW und darüber hinaus auch international.

Der Bajazzo 2023 wird der Youth Masterclass verliehen. In Anerkennung ihres hohen künstlerischen Niveaus. Und weil es zu jeder Zeit Mut braucht, jung und wild zu sein!